Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Pfrimmen (291) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Meisterwurtz (293)
 

Von Liebstöckel. Cap. CCXCII.

 

Abbildung Liebstöckel
Liebstöckel ( CCCCXXXVI )
Abbildung: Seite 755

Deutsch: Maggikraut
Deutsch: Liebstöckel, gewöhnlicher
English: Lovage
Francais: livèche
Latein: Levisticum officinale

Namen.

L
Iebstöckel / oder Libstöckel / ist bey den Griechen unnd Römern Smyrnium geheyssen worden. Zu unsern zeiten würdt er in den Apotecken Levisticum genent. Warumb aber sölchs gewechß sey Smyrnium geheyssen / haben wir in unnserm Lateinischen kreüterbuch angezeygt.

Gestalt.

   Liebstöckel hat einen holen runden knöpffechten stengel / mit vilen zweiglin. Die bletter seind dem Eppich laub nit seer ungleich / aber breyter / feyßt / vest / an der farb etwas geel / eins starcken geruchs. Seine grosse kronen blüen geel / unn hat ein yedes blümle sechs oder siben blettlin. Der samen ist rund / schwartz / am geschmack scharpff. Die wurtzel reucht starck / ist auch seer scharpff auff der zungen / zart / safftig / gibt aber von sich ein geelen zähen safft / außwendig schwartz / inwendig weißlecht oder gelflecht.

Statt seiner wachsung.

   Der Libstöckel wechßt allenthalben in gärten. Er will aber ein naß feücht erdtrich haben.

Zeit.

   Der Liebstöckel blüet gegen dem Hewmonat.

Die natur und complexion.

   Der Libstöckel ist warm und trucken im dritten grad.

Krafft und würckung.

   Die bletter mit essig unn saltz jngemacht / mögen wie andre deßgleichen kochkreüter gessen werden / stellen aber den bauchfluß. Die wurtzel gesotten und getruncken / ist gut denen so von den natern und schlangen gebissen seind. Lindert den husten / und den schweren athemb. Treibt den harn. Grün zerstossen und übergelegt / verzert sie allerley geschwulst unnd herte. Sie heylet wunden zusamen. Der samen ist treffenlich gut zu allerley verstopffung der leber / des miltz / der nieren und blasen / gesotten und getruncken. Diser gestalt genützt / bringt er den frawn jre zeit / unnd treibt auß das nachbürdlin. Mit wein jngenommen / ist er nützlich denen so das hüfftwee haben. Er nimpt hinweg das auffbläen des magens. Bringt den schweyß. Er ist aber in sonderheyt gut den wassersüchtigen in wein jngenommen. Der samen zermalt den stein. Die wurtzel gedörrt und gepulvert / ist am geschmack dem Pfeffer nit unänlich / darumb mag sie zu der speiß wie derselbig genützt werden / dann sie dient wol dem kalten magen / hilfft dewen / unn verzert alle überflüssige feüchtigkeyt. Sie ist auch treffenlich gut für allerley gifft. Die kindbettern sollen sölche wurtzel in jrer speiß brauchen / dann sie macht das dieselbigen nach der geburt wol gereynigt werden. Man mag auß dem kraut dampff und wasserbäder machen / dann es treibt den harn / den stein / bringt den frawen kranckheyt / unnd erwermet alle innerliche glider. Der safft vom Liebstöckel macht ein klar angesicht / unn ein schöne weisse lautere haut / darmit ettlich tag gewäschen. Er heylet auch alle serigkeyt im mund / hals / am hindern / und an allen heymlichen orten / darmit gewäschen / unn leine tüchlin darüber geschlagen. In summa / Liebstöckel ist ein treffenlich kraut / und würt demnach billich in allen gärten gezilet.

nach oben

Pfrimmen (291) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Meisterwurtz (293)