Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Glidkraut. Cap. CCXCVI.

 

Abbildung Glidkraut
Glidkraut ( CCCCXL )
Abbildung: Seite 762

Deutsch: Ziest, aufrechter
English: Hedge-nettle, upright
English: Woundwort, perennial yellow
Francais: crapaudine
Latein: Stachys recta

Namen.

G
Lidkraut hat on zweifel seinen Teütschen namen daher überkommen / das man sölch kraut zu den verwundten glidern am fürnemsten gebraucht hat. Bey den Griechischen und Lateinischen würt es Sideritis auß gleicher ursachen genent / wie wir sölches in unserm Lateinischen kreüterbuch haben angezeygt.

Gestalt.

   Glidkraut hat einen rauhen harigen vierecketen stengel / einer elen hoch. Die bletter seind dem Andorn etwas gleich / aber lenger / fast wie die Salbey bletter gestalt / doch schmeler unnd kleiner. Umb den stengel zu ringßumbher gewindt diß gewechß weißgeele blumen in hülsen oder heüßlin verschlossen / in welchen nach abfallung der blumen würt gefunden schwartzer runder samen. Die wurtzel ist dünn und geel.

Statt seiner wachsung.

   Glidkraut wechßt gern an rauhen steinigen unn ungebawten orten / zu zeiten auch in den wisen und graßgärten / in sonderheyt neben den zeünen derselben.

Zeit.

   Glidkraut blüet im Brachmonat / und fort an biß in Herbst hinein.

Die natur und complexion.

   Glidkraut seubert / und zeücht ein wenig zusamen. Doch ist das mehrer teyl daran feücht / und mittelmässig kalt.

Krafft und würckung.

   Die bletter des Glidkrauts grün zerstossen und übergelegt / heylen die wunden / und treiben hindersich die hitzigen geschwulst und beulen. Diß kraut ist also krefftig / das es so bald mans über die wunden bindt / das blut stellet. Hie muß ich gedencken des grossen jrthumbs ettlicher Apotecker unsers Teütschen lands / die diß gegenwertig gewechß für Chamaepytin / das man Ye lenger ye lieber nent / gebrauchen / dann es das recht nit ist / wie wir sölches weiter hernach in seinem Capitel wöllen anzeygen.

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