Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Sisern. Cap. CCLXXXIX.

 

Abbildung Groß zam Moren
Groß zam Moren ( CCCCXXXI )
Abbildung: Seite 747

Deutsch: Pastinak, Garten-
English: Parsnip, garden
Francais: panais
Latein: Pastinaca sativa
 

Abbildung Gerlin
Gerlin ( CCCCXXXIII )
Abbildung: Seite 748

Deutsch: Zuckerwurz
Deutsch: Merk, Zucker-
English: Parsnip, water
English: Skirret
Francais: chervis
Latein: Sium sisarum
 

Abbildung Wild Moren
Wild Moren ( CCCCXXXIII )
Abbildung: Seite 749

Deutsch: Pastinak, gewöhnlicher
English: Parsnip, wild
Latein: Pastinaca sativa ssp. sylvestris

Namen.

S
Isern haben wir dise kreüter vonn dem Lateinischen namen her genent / dann die Griechen nennen die kreüter darvon wir in disem Capitel handeln / Sisara / die Lateinischen Sisera / unn ettlich auch Pastinacas.

Geschlecht.

   Der Sisern seind fürnemlich zwey geschlecht. Eins zam / das ander wild. Das zam würt widerumb in zwey geschlecht geteylt. Eins ist groß / unnd sicht dem wilden geschlecht gantz und gar gleich / darumb mag mans recht und billich groß zam Moren heyssen. Das ander zam geschlecht ist vil kleiner / unn den andern zweyen geschlechten nit seer gleich / wie wir inn der beschreibung klärlicher wöllen anzeygen. Würdt bey uns Teütschen Gerlin / weiß Morelen / klein zam Morele oder Morchele geheyssen. Das wild geschlecht ist dem ersten zamen gleich / und würt in ettlichen Apotecken Baucias genent.

Gestalt.

   Die groß zam Moren hat einen stengel der ist manns hoch / mit vilen holkelen und fürchlin. Die bletter seind langlecht / vil an einem styl / zu ringßumbher zerkerfft / gantz grün. Am gipffel der stengel bringt sie jhr schöne geele blümlin / und wann dieselbigen abfallen / einen breyten samen. Die wurtzel ist an der gestalt unn dem geschmack den geelen Rüben gleich. Die Gerlin haben einen braunen stengel / mit vilen holkelen. Die bletter seind etwas runder / unnd nit so tieff zerschnitten. Die blumen weiß / unn nach disen der samen nit so gar breyt. Der wurtzeln seind vil bey einander / gestalt wie die kleine Rüblin / an der farb weiß / und am geschmack süß und lieblich. Die wild Moren ist der grossen zamen in allen dingen gleich / aber sie ist mit stengeln und blettern kleiner dann die zam.

Statt irer wachsung.

   Die groß zam Moren wechßt nit von sich selbs / sonder muß gepflantzt werden in gärten / ist noch nit gemein worden in unsern landen. Die Gerlin aber wachsen fast allenthalben in den krautgärten / dahin sie gezilet werden. Die wild würt allenthalben in wisen / an den wegstrassen / und andern ungebawten orten gefunden.

Zeit.

   Allerley geschlecht der Sisern blüen im Brachmonat und Hewmonat fürnemlich / bringen darnach den samen.

Die natur und complexion.

   Die Sisern seind warm im andern grad / unnd trucken im ersten. Doch ist die wild Siser etwas trückner dann die zamen.

Krafft und würckung.

   Die wurtzel der Sisern / in sonderheyt des Gerlins / gesotten / ist gantz lieblich zu essen / dem magen nützlich / treibt den harn / unnd macht lust zu essen. Der samen gedörrt / gepulvert / und in wein jngenommen / ist gut denen so den heschen haben / und grimmen im leib. Die Sisern machen lust zu den Eelichen wercken. Stercken das hertz. Seind nützlich denen so sich seer erbrochen haben. Der safft der zamen Sisern mit geysmilch getruncken / stellt den bauchfluß.

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