Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von zamen Bingelkraut. Cap. CLXXX.

 

Abbildung Bingelkraut mennle
Bingelkraut mennle ( CCLXVII )
Abbildung: Seite 478

Deutsch: Bingelkraut, einjähriges (weibliche Pflanze!)
English: Mercury, annual (pistillate plant)
Francais: mercuriale annuelle
Francais: foirolle
Latein: Mercurialis annua
 

Abbildung Bingelkraut weible
Bingelkraut weible ( CCLXVIII )
Abbildung: Seite 479

Deutsch: Bingelkraut, einjähriges (männliche Pflanze!)
English: Mercury, annual (staminate plant)
Latein: Mercurialis annua

Namen.

D
As zam Bingelkraut würt von ettlichen Mercurius kraut unnd Kuwurtz genent. Von den Griechen Linozostis / zu Latein Mercurialis. Unnd das darumb / das von dem Mercurio sol erfunden sein.

Geschlecht.

   Des zamen Bingelkrauts / gleich wie des wilden / seind zweyerley geschlecht / mennle und weible. Haben keinen sonderlichen underscheyd / dann allein im samen. Wiewol auch die bletter am mennle / ettwas schwertzer seind / dann des weiblins.

Gestalt.

   Bingelkraut hat bletter wie das groß Basilgen kraut / oder Tag unn nacht / doch kleiner. Sein stengel unnd ästlin haben vil gleych oder knoden / auß welchen die bletter entspringen. Das mennle bringt bey den gleychen seinen samen / der ist rund und rauch / ye zwey und zwey körnlin / als zwey hödlin neben einander. Das weible aber hat ein zusamen getrungen samen auß vilen körnern wie ein klein treublin. Fellt etwan on samen ab. Die wurtzel ist zasecht. Das gantz kraut wechßt selten über anderhalb spannen hoch.

Statt irer wachsung.

   Die Bingelkreüter wachsen in gärten dahin mans pflantzt / unn in den weingärten. Besamet sich alle jar selbs / allso das sie nit wol / wo mans ein mal hinpflantzt / mögen außgereüt und vertilget werden.

Zeit.

   Im Augstmonat bringt diß Bingelkraut seinen samen.

Die natur und complexion.

   Bingelkreüter seind warm und trucken im ersten grad.

Die krafft und würckung.

   Beyde mennle unnd weible wie andere grüne kreüter gessen / machen einen linden bauch und stulgang. In wasser gesotten / und dasselbig getruncken / purgiert und treibt auß durch den stulgang die gallen / und das wasser. Man sagt wann das weible zerstossen / und den weibern nach der reynigung in die muter gethon werde / sollen sie töchterle empfangen. Und herwiderumm das mennle der gestalt gebraucht / sollen sie knäble geberen. Gleiche würckung sol auch der safft haben / mit süssem wein nach der reynigung getruncken. Unnd die bletter mit öl unn saltz gesotten / oder row mit essig gessen. Mit hönig in die muter gethon / bringen sie den frawen jre zeit / und treiben das nachbürdlin. Der safft vom Bingelkraut in die ohren gethon / bringt das gehör. Die bletter zerstossen unnd übergelegt / treiben den harn / und seind der blasen nützlich. Die Bingelkreüter grün zerstossen und übergelegt / verzeren und zerteylen knollen und geschwulst.

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