Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Feigbonen (116) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel winter Violen (118)
 

Von Mertzen Violen. Cap. CXVII.

 

Abbildung Mertzen veiel
Mertzen veiel ( CLXXIIII )
Abbildung: Seite 323

Deutsch: Veilchen, wohlriechendes
Deutsch: Veilchen, März-
English: Violet, sweet
Francais: violette
Latein: Viola odorata

Namen.

D
Ie edlen Mertzen Violen / oder Veiel / werden auch blaw Violen genent. Auff Griechisch Ion porphyron / zu Latein Viola muraria vel purpurea. Die Apotecker heyssen sie Viola schlecht on alles zuthun. Ursachen diser namen haben wir im Latein gnugsam erzelt / daselbst mag mans suchen.

Gestalt.

   Die Mertzen Veiel haben runde bletter schier wie das Ephew laub / doch zärter und kleiner / die wachsen von stundan auß der wurtzel / wie auch die kleine nackete style / die seind wie netzfäden / fingers lang / an welchen wachsen die wolriechende blawe blümlin / deren ein yedes gemeinlich fünff blettlin hat / das mitlest under disen hat ein holes hütlin inwendig mit einem geelen tröpfflin besprengt. Auß disen Violen werden runde hülßlin oder beschloßne bollen / die seind voller samens / der vergleicht sich mit dem Hirß. Die wurtzel ist zasecht.

Statt seiner wachsung.

   Die Mertzen Violen wachsen gern an schattechten und rauhen orten / fürnemlich bey den mauren / und zeünen der gärten.

Zeit.

   Die Mertzen Violen seind fast durch das gantz jar grün / fürnemlich so sie wart haben. Blüen aber allein im früling / in sonderheyt im Mertzen / daher sie auch jhren namen haben. Den samen findt man im summer.

Die natur und complexion.

   Der blawen Violen bletter / deßgleichen auch jhre blumen seind kül im ersten grad / und feücht im andern.

Krafft und würckung.

   Die bletter allein / oder mit Gersten maltz vermischt / unnd übergelegt / seind nützlich dem hitzigen magen / unnd augen. Der gestalt gebraucht seind sie auch gut denen so der hinder herauß geet. Die blumen / in sonderheyt das braun von denselbigen in wasser gesotten und getruncken / ist gut zu den halß geschwären oder geschwulsten / und den jungen kindern / so mit der fallenden sucht beladen seind. Sie legen auch den schmertzen des haupts so von hitz unn trückne kompt / so mans in wasser seüdt und trinckt / oder daran reucht. Seind aber schädlich dem feüchten haupt / dann sie bringen mit sich die schnupffen. Sie machen schlaffen / so man dran reucht. Der sam ist gantz widerwertig den scorpionen. Man mag auch auß disen Violen Conserven oder zucker machen / zu leschung des dursts / linderung des stulgangs / und der rauhen kelen. Diser zucker lescht auß und dempfft die scherpffe der gallen / und die überige hitz des febers. Ist gut zu dem trucken husten. Deßgleichen auch der Juleb unnd Syrup von Violen / welcher bereytung von andern gnugsam ist angezeygt / hie on not widerumb zu erzelen.

nach oben

Feigbonen (116) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel winter Violen (118)